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Forschungswerkstatt zur Technisierung und Digitalisierung der Lebenswelt von Personen mit Demenz

Die zunehmende Digitalisierung, Technisierung und Robotisierung betrifft auch die Lebenswelt von Personen mit Demenz. Der Ausbau des derzeitigen Lern- und Begegnungsortes für technikbasierte Si-mulation im Bereich Dementia Care (SimDeC) zu einer interdisziplinären Forschungswerkstatt widmet sich dieser Herausforderung. In Kooperation mit einem Kompetenzzentrum für medizintechnische Innovationen wird die interdisziplinäre und partizipative Entwicklung und Beforschung von medizin- und pflegetechnischen Produkten für Personen mit Demenz konzipiert und realisiert. Die übergeordnete Zielsetzung besteht darin, den Nutzen, die Auswirkungen und Akzeptanz von medizin- und pflegetechnischen Lösungen für den Einsatz in Alltags- und Pflegesituationen zu (re)konstruieren und in der Forschungspraxis auf Grundlage nachvollziehbarer Erklärungen zu erfassen. Damit gehören bei der Entwicklung und Erforschung innovativer medizin- und pflegetechnischer Angebote insbesondere die Fragen, Antworten und Vorstellungen, die Personen mit Demenz zur Technik haben, ins Zentrum. Dies entspricht einer „Technology-Pull-Perspektive“ und ermöglicht Personen mit Demenz, technische Innovationen als potenziell sinnhaft zu bewerten. Somit lassen sich plausible Entwicklungsaussagen darüber treffen, ob technische respektive digitale Angebote dazu beitragen, Sicherheit, Selbständigkeit und Selbstbestimmtheit von Personen mit Demenz und ihren pflegenden Angehörigen im Alltag zu fördern bzw. zu erhalten und somit ein (digitales) Präventionspotential offenbaren.

Eine so angelegte, partizipativ ausgerichtete, Forschungs- und Entwicklungswerkstatt setzt voraus, dass gezielte Strategien zum Einbezug von frühbetroffenen Personen mit Demenz entwickelt werden müssen. Personen mit Demenz werden im Kontext von pflege- und sozialwissenschaftlicher Forschung als «aussergewöhnlich vulnerabel» beschrieben. Daher erfordert die Partizipation von Personen mit Demenz in der Forschung eine besondere Aufmerksamkeit. Aufgrund krankheitsbedingter kognitiver Veränderungen wird Personen mit Demenz ein Beitrag im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung häufig nicht zugetraut. Dies führt dazu, dass bislang mehrheitlich über Personen mit Demenz geforscht wird und nicht mit ihnen. Personen mit Demenz aus dem Forschungsprozess auszuschliessen bedeutet, negative Stereotype über Demenz zu verstärken und die Perspektive der Betroffenen zu marginalisieren. Die Betroffenen selbst fordern zunehmend Partizipation ein, aber auch Ethikkommissionen und Forschungsinstitutionen rufen dazu auf, Strategien zu entwickeln, die eine Integration von Personen mit Demenz in den Forschungsprozess ermöglichen.

Ihr Kontakt

Prof. Dr. Heidi Zeller

OST - Ostschweizer Fachhochschule
Institut für Pflegewissenschaften IPW
Leiterin Kompetenzzentrum Demenz
Leiterin Cluster Demenz

Dr. Steffen Heinrich

OST - Ostschweizer Fachhochschule
Institut für Pflegewissenschaften IPW
Dozent